Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt – Beim Sex muss nur einer Spaß haben.

 „Neee, nicht noch so eine olle Kamelle. Larissa, du palaverst jetzt nicht über ‚du willst es doch auch‘ in der Literatur!?“ 

 

Ooooh, doch. Denn leider ist das Thema noch nicht durchgekaut genug, weil es immer noch eine Akzeptanz bei Lesern hat, bei der ich unangenehm zu transpirieren anfange. Das hat mit Liebe und dem Bild einer lebens- und erstrebenswerten Partnerschaft so viel zu tun, wie mein Deo mit echter „stress control“. Vorab eine Bitte um Entschuldigung: Es geht hier nicht mit dem Erlkönig und Goethe weiter. Das wird ein anderer Artikel.

Aber wieso dann das Zitat? 

Sprache kann wehtun. Und diesmal geht es mir nicht direkt um den Gebrauch bestimmter Worte für primäre Geschlechtsmerkmale des Menschen und deren Anwendung beim Koitus. Sprache verletzt, wenn sie missbraucht wird. Wenn sie dazu führt, dass Handlungen durch einen gesellschaftlichen Konsens legitimiert werden, nur weil man es überall so liest. 

 

Es fängt bei den Bestsellern an, in denen eine Minderjährige die einzige Möglichkeit, ihr Leben in den Griff zu bekommen und Geld zu verdienen, darin sieht, in einem „Club“ Lap-Dances zu vollführen. Und das ist völlig normal. In einem Jugendbuch eines namhaften Verlags. In dem es um einen heißen Kerl geht. Reich. [Oder in anderen Büchern um den muskulösen Boxer mit der schlechten Kindheit. Den anbetungswürdigen Leader der Rocker-Gang. Den berühmten Schauspieler. Sucht es euch aus, die Auswahl ist grenzenlos.] 

 

Es geht weiter mit einer unter Drogeneinfluss stehenden Protagonistin, die vor einer Vergewaltigung gerettet wird.

Ähm, Moment ... noch mal nachlesen. Vor einer Vergewaltigung. Es schützt sie in dieser Geschichte nämlich nicht davor, direkt der nächsten zum Opfer zu fallen. Aber da prickelt es wenigstens, weil es diesmal ja der Love Interest ist, der ihr zwar ein „Ja, ich will das jetzt“ entlockt, aber ansonsten wohl nicht weiter als bis zum Reißverschluss seiner Hose gedacht hat. Die angesprochenen Drogen wirken bei jedem Menschen unterschiedlich, es ist jedoch unter den hier geschaffenen Voraussetzungen unwahrscheinlich, dass sich die Protagonistin innerhalb derselben Nacht davon erholt hat. Der Protagonist/Love Interest ist übrigens weder Arzt noch sonst in irgendeiner Art und Weise befähigt festzustellen, dass sie wieder fit ist. Wo bleibt da das „When in doubt, leave it out“ ? [Frei übersetzt: Wenn du dir nicht sicher bist, ob sie es auch will, lass es einfach sein.] Also: Entweder hat er sich das überhaupt nicht gefragt, er weiß es nicht besser oder er übergeht es einfach. Jedenfalls ist er reich und heiß.

Ganz nebenbei: Je nach Auslegung handelt es sich hier eher um eine unterlassene Hilfeleistung als um eine nachahmenswerte erotische Erfahrung. Die Frau hätte ins Krankenhaus gehört statt verführt. Aber anstatt dem Protagonisten seine Unverantwortlichkeit und die mangelnde Selbstreflexion vorzuwerfen, wird diese kritische Auseinandersetzung mit der Romanfigur einfach völlig übergangen. Vielmehr: Sie findet nicht statt. Mag sie nun dem Lektorat (weniger ist mehr) zum Opfer gefallen oder gar nicht erst geplant gewesen sein, auch dieses Verhalten wird einfach hingenommen. 

Man mag mir nun vorwerfen, dass ich die Leser und Befürworter dieses Buches als dumm, naiv und wenig mitdenkend erachte.

Mitnichten. Und schon gar nicht pauschal. Aber bitte, bitte realisiert, dass das ein Jugendbuch ist, welches Heranwachsende zur Zielgruppe hat, die noch nicht die (in diesem Fall notwendige) kritische Exegese lebenserfahrenerer Leser leisten können. Und gegebenenfalls die Notwendigkeit auch gar nicht sehen, da das pubertäre Hirn ohnehin anderen Reizworten nachhängt. 

Ich möchte mich spätestens dann gerne kübelweise übergeben, wenn ich dazu lese „Na, so schlimm fand ich das beim Lesen gar nicht. Immerhin hat sie ihn ja angehimmelt und sich schon vorher Sex mit ihm ausgemalt.“ Verdammte Scheiße: vorher! Bevor sie unter Drogen gesetzt wurde. Bevor sie einem anderen psychisch Gestörten mit seiner Hilfe entkam. Belehrungen in puncto Viktimologie erspare ich euch an dieser Stelle, sondern rege stattdessen ein Gedankenspiel an:

Stellen wir uns vor, dass eine dieser Geschichten mit einem „Nein“ weitergeht, welches nicht akzeptiert wird. Zu Geschlechtsverkehr führt und im Nachhinein von der Protagonistin als „großartigster Sex aller Zeiten“ rekapituliert wird. Obwohl es gegen den ursprünglichen Willen war. Durch Handgreiflichkeiten herbeigeführt wurde oder durch psychische Beeinflussung. Aber was will ich? War im Nachhinein ja toll. Und der Kerl war wirklich heiß. Und reich. Und sie war ja in ihn verliebt. Sie hat sich eigentlich ja nur geziert. Und es ist ja nur ein Buch, reg dich ab!

 

Wäre das Ganze kein Buch, sondern ein Zeitungsartikel und säßen wir jetzt in einer (vermutlich zum Schutze der Beteiligten nicht öffentlichen) Gerichtsverhandlung – sie erzählt nun, dass sie in ihn verschossen war, ihm vielleicht sogar schöne Augen gemacht hat, Sex mit ihm haben wollte, aber in diesem einen Moment nein gesagt hat. Sich zur Wehr gesetzt hat. Eins aufs Maul bekommen hat. Ist es dann immer noch „nicht so schlimm“? Wenn es um einen echten Menschen geht?

 

In den sozialen Medien geht momentan ein sehr treffender Vergleich um, den ich gern bemühen möchte. „Wäre der Kerl nicht so heiß und reich, sondern glatzköpfiger Durchschnittsverdiener mit Schmierbauch, wäre das kein Bestseller sondern eine Folge „Law and Order – Special Victims Unit.“

Versteht mich nicht falsch, ich bin die Letzte, die gegen Sex und gewisse Spielereien in Büchern ist. Ich kann nicht auf der einen Seite Wein trinken und auf der anderen Wasser predigen. Schon klar. Aber wir reden hier weder über das eine, noch über das andere. Solche Geschichten, und seien es nur vereinzelte Szenen, sind schmutzige, verseuchte Brühe. Getarnt als süffiger Champagner aus dem vom Sixpack umgebenen Bauchnabel des Milliardärs. 

 

Es hört aber spätestens dann auf, wenn Leser das gutheißen und womöglich im realen Leben als duldsam erachten, weil es ja im Buch auch gut ausgegangen ist. Beim Lesen geprickelt hat. Und der Kerl wirklich heiß war. Und, ihr ahntet es, reich. 

 

Du bist, was du liest? Es wird glücklicherweise nicht automatisch zum Opfer, wer diese Pageturner bedenkenlos verschlingt. Das will ich damit nicht sagen. Aber ich frage mich, welche Mutter das ihrer Tochter vorlesen oder es sie lesen lassen würde und dann die (rein hypothetisch gestellte, da man als Teenager über sowas nur selten mit seinen Eltern reden möchte) Frage „Mama, ist das normal?“ beantwortet mit „Ja, natürlich. Sex muss man nicht im Einvernehmen haben. Reicht, wenn einer von beiden geil ist.“  

Ist diese Darstellung von Liebes-Beziehung also das, was (hier insbesondere Jugendlichen) als normal und erstrebenswert suggeriert werden sollte? 

Und nur zum Mitdenken: Wird eine Vergewaltigung in einem Buch als solche beschrieben, deklariert und entsprechend angesehen, hat sie gegebenenfalls für die Geschichte durchaus ihre Daseinsberechtigung. Aber sie muss, um alles in der Welt, thematisiert, hinterfragt werden und darf nicht instrumentalisieren.

 

Eine Vergewaltigung, die nur um des Ekel-Voyeurismus‘ willen in halb-vugäre bis beinahe-pornöse Worte gekleidet ist, in einem Edel-Umfeld stattfindet und den Eindruck erweckt, das alles sei sexy und heiß – sie ist und bleibt eine Vergewaltigung. Strafbar nach § 177 StGB, mit einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten. Punkt. 

Ich will meine persönlichen Moralvorstellungen niemandem oktroyieren, doch erlaubt mir die Frage: Wenn es im Buch passiert, haben wir keine Möglichkeit das geschriebene, gedruckte Geschehen zu beeinflussen. Würden wir aber diese Handlung im realen Leben wollen? Würden wir dann die Finger still und den Mund halten? 

 

„Forderst du jetzt, dass die Bücher auf dem Index landen?“ 

 

Nein. Ich, 33, naiv wie zehn Meter Feldweg, wünsche mir ein Umdenken. Einen anderen Umgang mit diesen Geschichten. Gesunde Empörung statt geiler Erregung. Ich verteufle niemanden, der die Geschichte trotzdem mochte, der mitgefühlt und sich damit auseinandergesetzt hat. Ich versuche nur zu ergründen, wieso diese Attitüde des Bad Boys, der in den vorgenannten Fällen echte Straftaten begeht, so umjubelt wird.

Lasst mich raten; er ist heiß und reich. Ernsthaft? Das ist es? Tell don't show? Ich muss nur erzählen, wie heiß und reich der Typ ist und schon ist er so begehrens- und bewundernswert, dass man ihm alles verzeiht? Wow. 

Komm mal runter, Frau Schwarz. Wenn das alles so schlimm wäre, hätte der Verlag es nicht als Jugendbuch eingestuft.“ 

Sicher? Verlage sind keine Wohlfahrtsinstitutionen, da geht es ausschließlich um eins: Geld. Was sich gut verkauft, wird gedruckt. Was von Heranwachsenden handelt, kann für Heranwachsende nicht falsch sein. Es ist nicht zu hart? Na gut, dann Jugendbuch.

Aber wer bestimmt dieses nicht zu hart“ ? Der Verlag selbst. Eine Kommission aus Profis, keine Frage. Aber ob die nicht nach dem Motto Don't bite the hand that feeds you“  entscheidet? Wissende an dieser Stelle bitte vortreten, ich habe beim Thema Altersempfehlung so meine Bedenken. [Leider endet der verlinkte Artikel an der interessantesten Stelle. Bitte allein weiterdenken.]

 

„Warum liest du dann solche Bücher, wenn du ihren Inhalt so verabscheust?“

Marktstudie. Als Autor soll man ja viel lesen. Und gerade bei Hypes ist das so eine Sache, da fragt man sich, was wohl dahintersteckt. Und manchmal ist man eben auch vor Überraschungen nicht gefeit und stolpert auch in Büchern, die man eigentlich gut findet, über solche Szenen. Ich lese gern Unterhaltungsliteratur, mit mehr oder weniger Anspruch. Und mir ist bewusst, dass Bücher nicht generell einen Bildungs- oder Erziehungsauftrag haben. Aber für mich hört der Spaß auf, wenn Charaktere im Buch „einfach so sein dürfen“ und dem Leser suggeriert wird, dass ein Plot auch einfach so weiterlaufen kann, ohne (Selbst-)Kritik und Reflexion, ohne Weiterentwicklung der Figur. Es gibt diese Menschen auch im echten Leben. Da regen wir uns auch zu gern über sie auf. Die Kriminellen, die Arschlöcher, die Mobber, die Manipulierer. Warum dürfen sie im Buch so sein und werden dafür umjubelt? Angehimmelt? Liegt es ausschließlich am Reiz des Verbotenen? Des Anrüchigen?

Es hört auf. Diesen Satz habe ich gerade schon einmal geschrieben. Und daraufhin wurde es erstmal schlimmer. Sorry. Da war wohl noch der Wunsch der Autor des Gedanken. Ich wünsche mir tatsächlich, dass die Akzeptanz, die positive Rezeption, von Gewalt und insbesondere Vergewaltigungen aufhört. In Büchern. Im realen Leben. Ein frommer, naiver Wunsch. 

 

„Larissa, spricht da der Neid? Hier verteufelst du doch nur den Erfolg, den andere mit heißen Kerlen und schmachtenden Mäuschen haben, weil du gern was vom Kuchen abhättest.“ 

 

Ähm. Nee. Ich stehe zu meiner Überzeugung. Ernsthaft. Gern zu Lasten des eigenen Erfolgs, der eigenen Reichweite. Vermutlich verliere ich auch den ein oder anderen (potentiellen) Leser. Damit lebe ich aber lieber, als meine Charaktere euphemisiert und ungesühnt Rechtsbruch begehen zu lassen. Wer an dieser Stelle die Schmerzen, die mir dieser Missbrauch von Sprache verursacht, nicht nachvollziehen kann, der möge solche Geschichten gern weiter lesen. Sich daran aufgeilen. Und bitte, bitte nie zum Opfer werden. 

 

„Kommst du endlich mal auf den Punkt? Was hat denn jetzt eine Vergewaltigung in einem Buch mit Missbrauch von Sprache zu tun?“ 

 

Sprache ist die Grundlage des gedruckten Mediums Buch, die Möglichkeit, Bilder zu erzeugen und zu transportieren. Sie wird in der Absicht verwandt, einen (kommerziellen) Erfolg zu erzielen. Dass dabei aber (ja, ich wiederhole mich) die Verklärung einer Straftat stattfindet, die Romantisierung eines Gewaltdelikts, ist Abusus an den verwendeten Worten und der Situation real Betroffener. 

 

„Ooooh, Madame Autorin spielt sich als feministische Sauberfrau auf. Auch eine Idee …“ 

 

Cool, oder? Andere diskreditieren, lächeln, winken. Vom Traumschiff auf die Küste des pilcheresken Cornwalls schauen und zusehen, wie der Unrat vorbeischwimmt. Und zack, unbeliebt gemacht! An dieser Stelle daher klar und deutlich: Lieber unbeliebt als unglaubwürdig. Und noch wesentlich lieber, als Unrecht zu tun. [Zum Thema Feminismus muss ich mich erst noch einlesen. Das lass ich erst mal so stehen.]

 

„Larissa, du tust übrigens selber gerade Unrecht. Besonders d(ein)en Lesern.“ 

 

Puuuuuh, ich weiß ja, dass das alles sehr pathetisch klingt, nach einer erfundenen Doktrin. Aber ich wiederhole mich an dieser Stelle ausnahmsweise noch mal gern: Was in diesen Büchern passiert, verstößt im realen Leben gegen geltendes Recht. Da wird ja wohl die heimtückische Frage erlaubt sein, warum das auf eine so hohe Akzeptanz stößt. 

Was in den Köpfen Vieler (meist Frauen) wohl geistert, ist der Wunsch beherrscht zu werden. Ein gesunder Masochismus. Eine Fantasie. Aus dem Alltag auszubrechen, Verantwortung und Kontrolle abzugeben. Überrascht zu werden. Grenzerfahrungen zu machen. 

 

Alles nachvollziehbar. So weit so normal. 

Ein echter sexueller Übergriff oder gar eine Vergewaltigung hat aber nichts mit Romantik zu tun. Sie ist eine traumatisierende Erfahrung, die Leben nachhaltig zerstört. Sie ist, teilweise mit brachialer Gewalt durchgesetzte, nicht-einvernehmliche Fremdbestimmung. Selbst wenn der Kerl verdammt heiß ist. Und reich. Oder auch die Frau – ich will die Tatsache, dass auch Männer vergewaltigt werden, nicht auslassen.

 

Aber im Buch war doch auch vieles bloß Manipulation, ein bisschen Hinbiegen einer psychisch labilen Person.“ 

Eben. Aber gibt es da fließende Grenzen? Weil es beim Lesen prickelt? Weil der Kerl ja so heiß ist. Und reich. Weil der Tabubruch ja nur im Kopf stattfindet?

Er findet leider auch in der Realität statt. Und es ist meines Erachtens ein weiterer Schlag ins Gesicht für die Frauen und Männer, die tatsächlich gegen ihren Willen Teil einer sexuellen Handlung wurden, wenn sich Leser daran aufgeilen. 

 

Drücke die Eins für das Traumschiff, die Zwei für Nein oder die Drei, wenn du den Artikel teilen willst. 

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Kommentare: 5
  • #1

    ErdbeerX (Montag, 31 Juli 2017 12:35)

    Liebe Larissa,
    Volltreffer. Aber will das einer hören? Mh. Die Bücher sind erfolgreich. Und bei deinem Satz oben, bei dem du fragst, ob eine Mutter sagen würde: "Sex ist okay, so lange einer Spaß dran hat ..."- da höre ich noch den Nachsatz klingen, der sogar von meiner eigenen Mutter proklamiert wurde: "... Wenn er reich ist." Genau. Sie sagte immer: "Such dir einen reichen Mann." Boah ich könnte kotzen. Bei mir ist diese Programmierung allerdings fehlgeschlagen. Ich bin eine erfolgreiche Frau und steh auf Männer mit Grips. Und gerade wenn sie solche Widerstandskämpfer sind, wie ich, dann sind sie oft das Gegenteil von Reich, denn Widerstand wird bestraft. Und daher gestehe ich, dass ich selbst so eine Feige Sau bin, die hier nicht mit Klarnamen kommentiert. Aber ich klopfe dir auf die Schulter. Vielleicht ein kleiner Trost. Meinetwegen sollen sie sich den Schmodder reinziehen und die reichen Volldeppen attraktiv finden. Das erniedrigt in meinen Augen nur die Leserin, oder besser sie sich selbst zu einer erfolglosen kleinen grauen Maus, die es nötig hat so einen notgeilen Typen anzuhimmeln. Was nicht im Buch steht ist, dass er das überall und öfter so macht und sie nicht die Einzige ist, was sie aber sein will. Was ich nicht akzeptieren will, ist der Schrott, mit den mann die jungen Menschen füttert. Das ist so wie mit dieser 'Ich bring mich aus diesen Gründen um' Geschichte. Ich dachte ich seh nicht recht. Warum machen sie die Protagonistin nicht älter? Ach ich vergaß, wenn eine Frau von 30 'Nein' sagt, gibts vermutlich danach was auf den Decken, während die minderjährige Traumsuse glaubt, sie sei verliebt. Okay. Ich bin jetzt brav. Und ich geh mich fragen, ob mein Prota in meinem letzten Roman überhaupt glaubhaft ist, als sich ihm die dreißig Jahre jünger anbietet und er ablehnt, obwohl auch er glaubt verliebt zu sein. Man, was für ein Schund. ;-) Ich such dich jetzt auf FB.

    Herzliche Grüße von der ErdbeerX

  • #2

    Larissa (Montag, 31 Juli 2017 20:25)

    Guten Abend ErdbeerX.
    Erst einmal danke ich dir für deine Meinung. Ich teile sie zwar nicht in jedem Punkt (bspw. was die Verurteilung der Leserinnen betrifft) und trotzdem gibt sie mir einen neuen Denkanstoß. Was wäre, wenn die Protagonisten älter wären. Oder sie älter als er? Oder eben, wie bereits angedacht, sie die Reiche, Dominante, Übergriffige, Unbedachte? Zöge das Publikum an? Oder würde man darüber die Nase rümpfen?

    Ich recherchiere das mal ...
    Liebe Grüße,
    Larissa

  • #3

    ErdbeerX (Dienstag, 01 August 2017 09:54)

    Verurteilt habe ich niemanden :-) Ich habe lediglich eine Meinung dazu.

    Herzlich ErdbeerX

  • #4

    Michaela Rödiger-Sieg (Mittwoch, 02 August 2017 16:17)

    Man kann doch erstens auch mal Bücher schreiben wo nicht jeder mit jedem ins Bett hüpft und dies noch hast klein in Worten erzählt wird.
    Zweitens e
    Sex ohne Einverständnis von beiden Partnern ist und bleibt eine Vergewaltigung.
    Diese ist strafbar und muss in einem Buch nicht verherrlicht werden.
    Leider ist es in der harten Realität oft sehr schwer den Täter zu bestrafen. Erstrecht wenn es der eigene Partner oder Mann ist. Zu schnell kommen dann echt dumme Sprüche. Jede Frau hat die schon gehört.
    Aber in Bücher sollte es nicht verherrlicht werden.
    Wenn sich jemand dominieren lassen möchte sein Bier und ich hoffe auch das was er wirklich will. Punkt.
    In
    Und das hat alles nicht mit prüde sein zu tun.

  • #5

    Sookie Hell (Donnerstag, 03 August 2017 02:38)

    Liebe Larissa,

    Ich hatte den Artikel ja schon vorab gelesen, war dann im Veröffentlichungsstress, und jetzt hab ich ihn mir noch mal richtig zu Gemüte geführt. Dass wir da vollkommen auf einer Wellenlänge sind, sag ich jetzt nur noch mal für deine Leser! :-)

    Aber mir sind da noch ein paar Aspekte in den Sinn gekommen. Zum einen sprichst du diesen Ekel-Voyeurismus an und bei dem Wort ist mir erst klar geworden, wieso ich keine historischen Romane mehr lese. Früher hab ich die wahnsinnig gern verschlungen, dann brach auch in dieses Genre die "Standard-Vergewaltigung" ein, allerdings lief das da noch ein bisschen anders. Ich weiß nicht, was sich da in den letzten Jahren getan hat, aber ich fand den Trend schon ekelhaft genug. In der üblichen Mittelalterschmonzette wird die junge Heldin allerdings noch von Tätern vergewaltigt, die eindeutig als Täter auszumachen sind. Die Horde der gemeinen, schwitzenden Ritter mit stinkendem Atem, wir kennen das alle. Nicht, dass ich das gutheißen würde, aber da waren die Grenzen noch klar.

    Die heutige "Jugendliteratur" finde ich gerade deshalb so gefährlich, weil sie mit ganz stupider Gehirnwäsche die Grenzen immer mehr aufweicht. Gerade diese Ambivalenz des "sexy Vergewaltigers" ist brandgefährlich und lehrt junge Leserinnen ja sogar, dass sie sich geschmeichelt fühlen sollen, wenn sie in den Fokus eines Täters geraten - denn wenn er sie benutzt und keine andere, hat sie den Pokal gewonnen. Sie ist eine romantische Heldin, wenn er es so nötig hat, dass er skrupellos Grenzen überschreitet.

    Die Frage ist nur: Was machen wir jetzt damit? Erotik in Büchern zu verteufeln bringt nichts. Aber was wir brauchen, sind andere Rollenmodelle (bei Frauen wie Männern) und auch alternative erotische Literatur. Was finden (junge) Frauen denn heute auf dem Buchmarkt, wenn sie sich mit Liebe, Gefühl, Sinnlichkeit, Erotik befassen wollen? Er sieht gut aus und er ist reich, eben. Viele Frauen lesen ja inzwischen schon Gay Romance, weil da die Rollen ausgewogener sind.

    Aber wieso kann das nicht zwischen Mann und Frau so sein? Weil noch zu wenige von uns solche Bücher schreiben! Gerade Autorinnen wie wir sind da gefragt, einfach, weil wir können. 50 Shades abschreiben kann jeder (und es tun ja auch viele). Neue Rollenmodelle zu erschaffen und gleichberechtigte Erotik sexy zu machen, ist die Aufgabe der Avantgarde. Also: Weiterarbeiten! ;-)

    Noch mal Käthe Kollwitz? Yäp! "Eine Gabe ist eine Aufgabe!"

    Liebe Grüße, Sookie