Heute direkt der erste Beitrag Off-Topic: Es geht mal nicht um literarische Zusammenhänge, sondern um ESSEN!
Wundert euch nicht über den Gebrauch der 1. Person Plural, Frau Schwarz ist nicht dem Pluralis Majestatis verfallen ... aber sie ist ja nicht allein. Also nicht Single. Sie hat jemanden neben sich herlaufen. Henning. (Das "Enning" aus #Lenning.) Aber das nur am Rande.
Nach knapp drei Monaten als Abonnenten des Gemüsekorbs der SoLaWi Niederrhein stellen wir euch heute also das Konzept und unsere Erfahrungen damit vor.
Juckt euch nicht, weil Voerde eh zu weit weg ist?
Solawi gibt es in vielen Städten und Gemeinden über ganz Deutschland, Österreich und Teile der Schweiz verteilt, mit Sicherheit auch bei euch in der Nähe.
Aber back to the roots und damit mitten ins Thema: Wurzeln.
Seine Anfänge hat das Konzept in den 1960er Jahren in Japan gefunden, wo heute ungefähr ein Viertel aller Haushalte daran beteiligt ist.
Was für ein Konzept überhaupt?
Solawi steht für "Solidarische Landwirtschaft" und bedeutet nichts anderes als den Zusammenschluss von Verbrauchern mit lokalen Landwirten.
Okay. Ein bisschen mehr ist es schon. Mehr Einfluss. Mehr Einsicht. Mehr Beteiligung.
Heißt in ganzen Sätzen?
Man schließt als Abnehmer ein Abo ab, in unserem Fall für ein Jahr. Wöchentlich wird man dafür an der Ernte beteiligt und bekommt seinen Gemüsekorb. Den holt man entweder selbst auf dem Bauernhof
ab oder organisiert Fahrgemeinschaften. Was in diesem Korb ist, wird weitestgehend von den Abonnenten entschieden, die Gärtner bringen aber eigene Ideen ein und erklären, was machbar ist und was
nicht.
Speziell in unserem Fall ist nämlich gar nicht alles so einfach, da es sich um einen Demeter-Betrieb handelt und auch unsere Solawi nach diesen Richtlinien aufgestellt ist.
Demeter ist, vereinfacht gesprochen, das höchste Gütesiegel der Bio-Branche. Einfach mal googeln. (Ja, da sind ein paar verhuschte Thesen bei, aber dafür gibt es erstklassige Produkte.)
Aaaah ja. Und was gibt es da so?
In unserem Fall: saisonales Gemüse. Andere Solawi haben auch Eier oder Milchprodukte, Brot und Honig im Angebot. Wir sind erst in diesem Jahr gestartet, dementsprechend müssen sich einige Dinge noch finden. Die aktuelle Wochenernte seht ihr übrigens im Bild. Und ja, das kommt alles direkt vom Feld. Mit Erde dran. Und Marienkäfern.
Super. Lenning sind also voll die Öko-Fuzzis!? Das passt nicht zu dem, was ihr sonst macht.
Echt? Wir finden, dass sich gesunde Ernährung (inklusive der Auseinandersetzung mit Herkunft sowie Erzeugungsbedingungen) und Genuss/Nerdtum/Spaß haben nicht ausschließen. Setzt uns gern den goldenen Aluhut auf, aber wir glauben echt daran, dass es nicht schadet zu wissen, was man auf dem Teller hat.
Frei nach dem Motto "Du bist, was du isst", seid ihr also (Man-)goldige Salatisten?
Wenn man das so sehen will ... vielleicht sind wir aber auch bloß experimentierfreudig und kochen gern. Aber wir sind so oder so voll die Spießer, Ehrenwort!
Na gut ... was kostet der Spaß denn?
Hm. Tja. Öhm. Geld.
Und zwar nach der Devise: Lebensmittel haben einen Wert, keinen Preis. Denn man bezahlt in der Solawi nicht die einzelne Gurke und den Salat. Abo heißt hier wirklich: nehmen, was kommt. Was der
Acker hergibt. Wir garantieren den Landwirten, dass wir mitnehmen, was sie ernten. Dafür zahlen wir ihr Gehalt und alle anderen anfallenden Kosten. Umlagefinanzierung ist hier also das
Stichwort.
Für einen wöchentlichen Erntekorb, der in Zusammensetzung und Menge variiert, zahlt der Abonnent 75 € monatlich.
Ganz schön viel Geld für einen Haufen Grünzeug.
Ja, sehen wir auch so. Aber nur, wenn man es mit Discounterpreisen vergleicht. Es ist aber Demeterware mit einem minimalisierten klimatischen Fußabdruck. Da zahlt man quasi fürs gute Gewissen mit. Übrigens verdienen die Landwirte in unserer Solawi übertariflich.
Macht euch jetzt echt zu besseren, super-sympathischen Menschen. Ehrlich!
Ooooh. Danke!
Spaß beiseite. Natürlich ist das alles ein Geschäft, ob es nun Kartoffelkiste oder Foodcoop heißt. Oder eben Solawi. Aber nachhaltig und solidarisch, für alle Beteiligten inklusive der Natur.
Aber trotzdem fahrt ihr mit dem Auto hin und verballert literweise Trinkwasser zum Säubern.
Haaaach ja. Wollen wir diese Milchmädchen-Rechnung jetzt echt mit dem spitzem Bleistift ausfechten? Dann bereitet euch lieber gut vor!
Ihr merkt, das ist ein Herzensthema und wir nehmen es dennoch mit Humor. Ja, es ist nur ein kleiner Beitrag im Alltag, aber ein Anfang. Für uns spielt insbesondere das Thema Entschleunigung eine Rolle. Die bewusste Auseinandersetzung mit unseren Grundnahrungsmitteln, weniger ist mehr erleben, mit Gemüsesorten kochen, die es sonst kaum in den Supermarkt schaffen (Melde bspw.) und am sich am Ernteabholtag zurücklehnen, die (Essens-)Woche planen, reden, gemeinsam überlegen. Und ja, ab und an auch auf dem Acker Beikraut jäten.
Das Wichtigste hätten wir fast vergessen!
Manche Schale ist etwas fester und mit ihrer Optik gewinnt die Kohlrabi jedes Horrorfilm-Casting, aber geschmacklich unterscheidet sich das Gemüse nur wenig bis gar nicht von gängiger Bioware. Die durchschnittlichen Discounter-Vegetabilien schlägt es aber um Längen. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)
Für uns funktioniert es - für Millionen andere Menschen auch. In Deutschland wird Solawi gerade richtig zum Trend. Wir hoffen ja, dass sie sich langfristig etabliert. Mal sehen, was wir in ein, zwei Jahren dazu schreiben. Apropos:
Henning schreibt übrigens gerade an der Hymne für den Solawi-Verein: "I don't like Mangold".
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Heike Brähmer (Donnerstag, 31 August 2017 16:39)
Hallo Larissa,
danke für deine Homepage und diesen besonderen Beitrag. Solawi - darüber hatte ich mich vor einem guten jahr ausführlich informiert.
(Ich helfe seit Jahren bei dem Baumprojekt des Schriftstellers Galsan Tschinag , der in deutscher Sprache schreibt, mit und jeder kann ihn kennenlernen.
Es grüßt dich ganz herzlich, die Baumpflanzpatin Heike Brae