Essen ist ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst.
Leider nicht von mir, man schreibt diesen Satz François VI. Duc de La Rochefoucauld zu. Aber der Mann hat recht. Auf den ersten Blick hat das zwar wenig mit Büchern zu tun, lässt sich aber übertragen. Lesen ist nicht nur Nahrung fürs Gehirn, sondern auch Seelenbalsam. Wer schon einmal in einem Buch versunken ist, die Umwelt ausgeblendet und die Realität vergessen hat, kennt dieses Gefühl.
Genuss hat viel mit Achtsamkeit zu tun, mit Bewusstsein für das, was man gerade tut. Wer schon einmal eine Schokoladenmeditation gemacht hat, weiß, was ich meine.
Gaumensex und Kopfkino – beides verspürt man nur, wenn die Zutaten zueinander passen, man in der richtigen Stimmung ist und vor allem, wenn man sich darauf einlassen will. Dabei ist es unerheblich, ob man nun eine Tüte handgemachter Fritten mit einer richtig geilen Sauce isst oder ein Fünf-Gänge-Menü im Sternerestaurant. Ob man einen Liebesroman über sprechende Katzen oder Tolstoi liest – egal.
In meinen Romanen hat Essen einen ähnlichen Stellenwert wie in meinem Privatleben. Für echtes Soulfood bin ich immer zu haben und Kochen ist für mich nicht nur Nahrungszubereitung sondern der Anfang vom Genuss. Frisch ist nie verkehrt, gesund darf es auch sein, aber vor allem eins ist mir wichtig: der Geschmack. Auf kalorienreiche Tage folgen dann auch mal etwas leichtere Gerichte, oft schon dadurch bedingt, dass der abonnierte Gemüsekorb dazu verleitet. Nennt man dann wohl ausgewogen.
Im Nachgang zum Artikel über die Bodychallenger entstand die Idee, dass Autoren unter dem #eatreadlove Rezepte zu Speisen aus ihren Büchern posten. Et voila!
Essen in Eschberg …
Wenn meine Gäste bei Erhalt einer Einladung sagen: „Du machst doch hoffentlich auch wieder Lasagne“, heißt das für mich, dass das Rezept Klassiker-Potential hat. Bisher war es geheim, ebenso wie das Rezept meiner Protagonistin Elisabeth. Weil ich euch so lieb habe, verrate ich es euch heute. (Allerdings nicht, welchen Wein ich dafür immer nehme, ätsch.)
Rezept für Elisabeths Lasagne
500 g Hackfleisch, gemischt
200 g Karotten
50 g Bleichsellerie (nach Belieben)
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehe
1 Bund Petersilie
1 große Dose geschälte Tomaten
Tomatenmark
Rotwein (ein trockener, fruchtlastiger Rotwein empfiehlt sich, es klappt aber auch mit Portwein)
Olivenöl
Salz und Pfeffer
¼ Liter Milch
½ Liter Gemüsebouillon
30 g Butter
40 g Mehl
100 g geriebener Parmesan
Muskat
Zitronensaft
300 g Lasagneplatte(n)
200 g Parmesan
etwas Butter für die Form
Bolognesesauce:
Das Olivenöl in einem Topf erhitzen, Hackfleisch darin anbraten und die fein gewürfelten Zwiebeln, Karotten und Sellerie dazugeben. Den fein gehackten Knoblauch und Tomatenmark dazugeben und mitbraten. Dabei beachten, dass der Knoblauch nicht braun wird. Mit dem Rotwein ablöschen. Dosentomaten hinzugeben, salzen und pfeffern, die fein gehackte Petersilie unterrühren. Das Ragout mindestens eine halbe Stunde lang köcheln lassen.
Béchamelsauce:
In einem kleinen Topf die Butter zergehen lassen und das Mehl mit dem Schneebesen zügig unterrühren, goldgelb anschwitzen. Die heiße Bouillon schlückchenweise angießen, weiter rühren, bis die Konsistenz saucenartig ist. Den Parmesan (100 g, die 200 g sind fürs Überbacken) einrühren und so lange lauwarme Milch dazugeben, bis die Sauce glatt ist. Damit der Mehlgeschmack verloren geht, gut eine halbe Stunde lang auf kleinster Flamme köcheln lassen. Abschließend mit Pfeffer und Muskat sowie einem Spritzer Zitronensaft abschmecken.
Einschichten der Lasagne:
Den Boden der Form mit Butter ausstreichen und mit Lasagneplatten bedecken. Darauf Bolognesesauce verteilen, darüber Béchamel. Nächste Schicht Nudeln, Bolognese, Béchamel und so weiter, bis die Saucen leer sind. Je nach Größe der Form ergeben sich so 3-4 Schichten. Die letzte Lage Béchamel mit dem restlichen Parmesan bestreuen und alles ab in den Ofen, auf die mittlere Schiene und bei 180°C für ca. 25 - 30 Minuten überbacken. Der Käse sollte goldbraun sein. Mit einer Gabel lässt sich beim Hineinstechen gut prüfen, ob die Nudeln bereits gar sind. Der Widerstand sollte nicht größer sein, als bei leichtem Druck gegen die Fläche zwischen Daumen und Zeigefinger.
Als Dessert gibt es noch einen kleinen Leseschnipsel:
Elisabeth stand in der Küche und hob das Lasagneblech in den Ofen, stellte den Timer auf 20 Minuten und drehte sich zu Moritz um. Der grinste sie an, löste die Nackenschleife ihrer Küchenschürze und grinste „Hello Kitty ...“
„Sehr witzig“, murmelte Elisabeth und legte sie beiseite. Die Schürze mit dem Katzenprint hatte sie von Marie beim letzten Horrorwichteln geerbt und gerade aus einer Laune heraus umgelegt, um ihrem Shirt nicht durch Saucenflecken einen neuen Look zu geben. Moritz küsste sie, schnurrte laut und feixte: „Und nachher: nur du, die Schürze und ich?“
„Liebestoller Kater ...“, küsste sie ihn auf die Wange und griff ihm fest wie eine Katzenmutter in den Nacken. „Kümmer dich brav um den Wein und dann reden wir später nochmal über –“
(Aus: Märchenhaft – Elisabeth, Band 1 der Eschberg-Reihe)
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