Vermutlich bin ich thematisch wie immer late to the party, aber so ein Langzeitexperiment, ihr ahnt es, braucht auch etwas Zeit. Im Jahr 2018 verfasste ich einen Artikel über das Verhältnis zu meinen Haaren , und wenn ich heute die Bilder mit der Wallemähne betrachte, kommt ein wenig Wehmut auf. Aber wirklich nur wenig.
Dank der Pandemie musste ich 2020 diverse Friseurtermine verschieben [lassen] und entschied mich im Sommer zu einem recht kurzen Bob. Einerseits, weil ich mir länger schon gewünscht hatte, Haare zu spenden, hab ja schließlich genug davon, andererseits, weil ich dieses fluffig-leichte Gefühl am Kopf eigentlich mag. Also ließ ich mir im Juli zwei dicke Zöpfe abschneiden, ca. 25 cm lang, gehegt und gepflegt.
Im Oktober 2020 gab es einen Nachschnitt, danach wollte ich sie aber wieder wachsen lassen.
Irgendwie habe ich mich in der Zeit aber von regelmäßigen Friseurbesuchen entfremdet. Zum einen brauchte ich ja weniger Schnitt, zum anderen weniger Stylingprodukte. Und immer, wenn gerade was leer war, war Lockdown.
Was würde Chewbacca tun?
Der ganzkörperbehaarte Wookie verrät leider nirgends sein Geheimnis, wie er sein Fell so schön glänzend und flauschig bekommt. Ich hab’s mal wie Audrey versucht, und meine Haare geleckt, aber irgendwie fand mein Umfeld das verstörend. Klar, ich hab die private Handynummer meines Friseurs, aber neben dem Bob gab es noch was, das ich länger schon hatte ausprobieren wollen: Haarseife.
2018 hatte ich in Saint-Malo in einem Seifengeschäft eine Fülle von Produkten gesehen, die für unterschiedlichste Haarbedürfnisse ausgelegt waren. Eines roch besser als das andere und – wie sollte es anders sein – die Inhaberin schwor darauf. Als TIGI-Jüngerin wehrte ich vehement ab, kaufte aber zehn andere Seifen und ärgerte mich zurück in Deutschland, es nicht mal versucht zu haben.
(Ich weiß, dass das ein Buttergeschäft ist, aber vom Seifengeschäft habe ich keins gemacht und ich wollte hier unbedingt ein Bild aus Saint-Malo unterbringen. So.)
Der Trend »festes Shampoo« war zu Beginn der Pandemie längst in der Drogerie meines Vertrauens angelangt, also kam eins zum anderen und 2020 kaufte ich statt High-End-Shampoo das erste Mal ein Stück Haarseife, den passenden Conditioner gleich dazu. Namen werde ich hier nicht nennen; das Versprechen der Verpackung lag auf »Feuchtigkeit und Fülle«.
Haarewaschen geht ja eigentlich so: Haare klatschnassmachen, Shampoo öffnen, Blubs auf die Hand, ins nasse Haar geben, vorsichtig einkneten, ausspülen. Mit dem Befeuchten der Seife stand ich aber vor dem Problem, dass es gefühlt ewig dauerte, bis sie überhaupt ein Rinnsal an Emulsion von sich gab, das ich ins Haar geben konnte. Ich hatte sie auch ausprobieren wollen, um Verpackungsmüll zu sparen. Durch das lange Anfeuchten in der Hand kam es aber zu einer ewiglangen Dusche, bei der ich mehr Wasser verbrauchte als in einer ganzen Woche.
In der Hoffnung, dass es im Laufe der Zeit besser würde und ich den richtigen Dreh bekäme, blieb ich aber erstmal dabei, stellte zwischenzeitlich das Wasser auf ein Minimum und fror stattdessen. Yay.
Der Conditioner für mehr Volumen und Glanz wurde zwar am Stück immer weniger, aber an meinen Händen befand sich davon nichts.
Gut, man kann jetzt mutmaßen, dass ich mich einfach doof angestellt habe oder die Marke nicht die Richtige war oder ... oder ... oder. Man kann aber auch überlegen, ob Haarseife bei meiner Haarfülle vielleicht einfach nicht das richtige Produkt an sich ist. Vielleicht ist es auch einfach der letzte Scheiß und ein absoluter Rückschritt in der Geschichte der Haarprodukteevolution.
Es ist jetzt ziemlich genau ein Dreivierteljahr her, dass ich Seifenhalter, Haarseife und festen Conditioner kaufte. Meine Haare haben nicht aufgehört zu wachsen – das ist aber auch schon der einzige Vorteil, den ich bis jetzt feststellen konnte. Na gut, ich hab nur einmal Verpackungsmüll gemacht, zwei Pappschächtelchen. Die Franzosen sind da übrigens schon etwas weiter, die verkaufen das Zeug nackig in die Hand. Also die Seife nackig. Nicht, was ihr schon wieder denkt. Ich habe übrigens nach den ersten beiden Stücken festem Shampoo und Conditioner die Produkte gewechselt, weil ich dachte: »Da geht noch was.«
Ja. Es ging noch schlechter.
Wer so lange nicht beim Friseur war, hat unweigerlich Spliss und trockene Enden. Klar. Wer mit 37 seit 12 Jahren seine Haare nicht mehr färbt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einen höheren Grauanteil dazwischen. Wo Pigmente fehlen, ändert sich auch die Haarstruktur. Aber meine Haare fühlen sich so oder so nicht mehr an wie meine Haare. Schnief.
Heute zerbröselte dann beim Duschen der Conditioner und mit ihm meine Vorstellung, zukünftig ohne Flaschen mit flüssigen Haarpflegemitteln auszukommen. Die Reste werde ich noch aufbrauchen und dann mal schauen, wo die Reise hinführt. Vermutlich erstmal zum Friseur. Wobei ich noch nicht sicher bin, ob ich den Bob wieder zurückhaben will, der so schön gekitzelt hat in mein Nacken, oder die Wallemähne weiterwachsen lassen werde.
First world problems, ich weiß.
Bis ich mich entschieden habe, laufe ich einfach weiter rum wie Vetter Itt ... Komm ich jetzt ins Fernsehen?
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Grüne Ronja (Sonntag, 19 September 2021 13:50)
Hallu Lieblingsautorin,
wir sind Anfang 2019 auf Haarseife umgestiegen, die wird auch nur mit einem Papierband verkauft, damit die Sorte klar ist. Wir haben zwar beide nicht so eine Mähne wie du, aber unsere Haare sind lang und kargs etwas lockig in der Länge. Ich hatte zwar Anfangs Startschwierigkeiten mit der Haarseife, weil meine Haare sich zwar phantastisch angefühlt hatten, aber fettig aussahen. Aber nachdem meine Haare sich daran gewöhnt hatten und ich die saure Rinse entdeckt hatte, möchte ich kein Shampoo mehr benutzen. Meine Haare fühlen sich leicht an, sehen glänzend aus und lassen sich prima durchkämmen. Selbst nach 3 4 5 Tagen sehen sie immer noch frisch aus.
Wenn die Dusche angemacht wird, wird die Seife irgendwo platziert, wo sie schonmal nass wird. Wenn die Haare dann nass sind, wird die Seife über die Haare gestrichen und so schäumt alles prima auf. Kopf und Haare massieren, auswaschen, saure Rinse, fertig. Dauert nicht länger als früher und Spliss haben wir auch nicht mehr als sonst.
Allerliebste Grüße
Ronja