Eine der meistgestellten Fragen nach einer Veröffentlichung ist ja: „Und, wie isset?“
Oder:
„Freust du dich, dass du fertig bist?“
„Bist jetzt froh, dass du es geschafft hast, oder?“
„Wie fühlst du dich jetzt?“
Ich freu mich über sie. Also die Frage. Man sieht es mir ja am geschriebenen Wort in den sozialen Medien nicht unbedingt an, wie es mir geht.
Über die gefühlte Leere nach einer Neuveröffentlichung habe ich schon mal was
gebloggt.
Über den Moment wenn der Upload zum Verlag beendet ist noch nicht ganz so konkret.
Das hole ich hiermit nach.
1. Buch: Juchhhuuu! Koks und Nutten zu mir, mach den Kaviar auf, ich hab es endlich geschafft! Lass uns essen gehen, Champagner geht auf mich! *Welt-umarm-Geräusch
2. Buch: Huiii, das war echt ein Stück Arbeit. Lass Pizza bestellen, bin zu fertig fürs Restaurant. Haben wir noch Wein?
3. Buch: Oooooh, das wird so toll! Es ist so süß geworden und eigentlich müsste man das mal wieder feiern. Aber … Oh. Ich sollte vielleicht Werbung machen, statt hier rumzugammeln.
4. Buch: Ja. Mhm. Schön. Hoffentlich geht das nicht wieder in die Hose mit dem Upload und ich renne wochenlang dem Verlag hinterher und muss Leser vertrösten und … Ich geh lieber ins Bett.
5. Buch: Fertig. Finde ich den ersten verbliebenen Tippfehler noch heute Abend oder doch erst morgen früh?
6. Buch: Die Decke müsste mal gestrichen werden.
7. Buch: Ob das jetzt so klug war, die Preissteigerung bei den Rohstoffen, die die Tantieme schmälern, an die Leser weiterzugeben? Watt willste machen …
7,5. Buch: Wieso? Wieeeesoooo? Ach so, deswegen. Ja. Okay.
8. Buch: Ist jetzt so. *mit-Kreide-einen-Strich-an-die-Tafel-mach-Geräusch
Und in 3, 2, 1 … kommen die ersten Kommentare in Richtung: „Wenn es dir keinen Spaß macht, dann lass es doch!“
Watt soll ich dazu sagen?
Das Schreiben macht mir nach wie vor großen Spaß. Und ich bin auch froh um jedes abgeschlossene Buch. Es ist aber vermutlich ähnlich wie bei einem Schreiner oder Auto-Restaurateur. Das Möbelstück
oder der Wagen ist fertig, man erfreut sich daran, denkt kurz über die vielen Stunden Arbeit nach, erinnert sich an Blut, Schweiß und Tränen. Die Rückschläge. Meilensteine. Man sieht vielleicht
sogar noch kleine Unperfektheiten und kann es trotzdem loslassen. Schließlich wartet schon der nächste Lesesessel bzw. der nächste Oldtimer darauf, gebaut bzw. restauriert zu werden. Und all das,
was liegengeblieben ist, weil man dem Werk lieber den letzten Schliff geben wollte, statt die Steuern oder Wäsche zu machen.
Partystimmung kommt erst beim Kundenfeedback bzw. in meinem Fall Leserrezensionen wieder auf. Oder auch nicht.
*vor dem Mount Laundry stehend gesendet
Mehr zu Band 5 der Eschberg-Reihe hier.
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Vero Havre (Montag, 27 September 2021 09:41)
Ich seh dich nicht hinterm Berg, aber freu mich aufs Lesen.
Larissa Schwarz (Montag, 27 September 2021 09:45)
*setzt Sauerstoffgerät auf
*erklimmt den Gipfel
*winkt frenetisch