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Wie man es macht, macht man es … halt irgendwie. Oder: Was ist eine Lesenovela?

Als jemand, der nicht alle drei Monate ein neues Buch am Start hat, zusätzlich wenig innerhalb seiner Zielgruppe agiert und zwar von sich und seiner Arbeit überzeugt, aber nicht der extrovertierteste Werber in eigener Sache ist, macht man ja eh alles falsch. Monstersätze wie den gerade eben geschriebenen inklusive.

 

Was will sie denn jetzt schon wieder?

 

Abgesehen davon, dass ich natürlich Bücher wie Kunstwerke an den Mann bringen, unterhalten und meinen Gedanken freien Lauf lassen will, will ich einen kleinen Einblick geben in das „typische“ Autorenleben. Genauer gesagt in meins. Das ist schließlich bei jedem unterschiedlich. Und eigentlich kann ich noch nicht mal mehr nur Autorenleben sagen, da ich mindestens genauso viel Zeit mit den Schreddergeldbildern verbringe. Manche Arbeiten haben ohnehin mit beiden zu tun, die Webseite bspw., meine Steuererklärung und meine Scheu, mir tarzanartig auf der Brust rumzutrommeln und für mich selbst zu werben.

 

Ja, ich bin neidisch.

 

Keine Frage, ich bewundere Menschen, die das können, finde aber einen Großteil von ihnen auch gleichermaßen unsympathisch. Speziell, wenn ich merke, dass da mehr heiße Luft ist als echte Substanz.

Mit den Schreddergeldbildern habe ich etwas, soweit ich weiß und die Recherche das ergab, Einzigartiges im Angebot. Während ich bei den Liebesromanen lange an der Definition des Unique-Selling-Points feilen musste, liegt er bei der Bildkunst auf der Hand. Geschredderte Euroscheine neu arrangiert; Edel-Upcycling-Unikate. Das Besondere ist auf den ersten Blick klar und ich bin ebenso bescheiden wie doof, damit nicht minimal aggressiver hausieren zu gehen.

 

 

Eine auf sieben Bände angelegte Saga zu bewerben, die tagebuchartig einen Freundeskreis der Upper Class in einer fiktiven deutschen Stadt der Gegenwart begleitet, fällt da nicht unbedingt leichter. Das ist halt nicht so kurz und knackig wie „Dark Romance“ oder „Regionalkrimi“. Mit Anna von Federleserlich habe ich kürzlich dazu ein Brainstorming gemacht. Wir kamen auf „Daily Soap zum Lesen“ oder „Lesenovela“, was aber beides auch missverständlich und erklärungsbedürftig ist. Die Daily Soap hat in Deutschland eh weitestgehend ausgedient, die Telenovela wurde hier eh von Anfang an seelenlos verstümmelt und den großen Vorbildern aus Lateinamerika und der dort gerechtfertigten Anerkennung nicht gerecht. Wobei mir „Lesenovela“ immer noch sehr gut gefällt. 

 

Ja, dann nimm das doch!

 

Meint ihr? Muss ich dazu nicht zu weit ausholen, wenn ich den Begriff verwende? „Die Eschberg-Reihe: Deine Lesenovela!“ Kann man sich da denken, um was es geht?


Vermutlich kommen als erste Assoziationen überdramatisierende Schauspielerinnen, die reihenweise in Ohnmacht fallen, exorbitante Villen, Machos und Schrei-Kreisch-Heul-Attacken. Weil man halt an die Telenovela denkt. Deren Geschichte ist übrigens faszinierend! Und darauf aufbauend erklärt sich: Der Begriff Lesenovela ist ein Zirkelschluss in sich.

Die Telenovela nämlich basiert auf dem viel älteren Fortsetzungsroman. Der geneigte Leser denkt dabei direkt an den kurzen Auszug in den Tageszeitung oder bestimmte Groschenhefte unterschiedlichster Qualität. Und er hat nicht ganz Unrecht. Allerdings ist die Eschberg-Reihe da anders.

 

 

In der Analogie zur Telenovela besetzt mit starken Frauen spielt sie an Sehnsuchtsorten und handelt von großen Gefühlen. In der Tradition der Seifenoper, und damit im Unterschied zur Novela, legen die Kapitel aber immer einen anderen Fokus, begleiten mehrere Personen durch ihren Tag und ihre Geschichte. 

 

Wolltest du nicht eigentlich was zum typischen Autorenalltag schreiben?

 

Ähm. Ja, ich bin wieder abgeschweift, oder? Sorry. Aber das ist eben auch Teil der Arbeit. Sich Gedanken zur Vermarktung zu machen, zu recherchieren, zu konstruieren, zu informieren. Bücher verkaufen sich schließlich seltenst von selbst. Auch nicht die, die überall als Bestseller stehen. Glaubt es mir. Oder Felix Zwinzscher.

 

 

Natürlich beinhaltet so ein Tag im Leben eines Autors aber nicht nur Marketing, Technisches und das Versacken bei einem Glas Rotwein morgens um drei. Neben liegengebliebenen Wäschebergen, weil man mal wieder eine Stunde ins Nichts gestarrt hat, und „Ach, fuck, hab ich vergessen“, da bei einer zündenden Idee eben alles andere nebensächlich wird, hat es auch ganz viel mit Disziplin zu tun. Die man entweder hat oder nicht. Bei mir variiert das; ich war in der Schule schon Saisonarbeiter und werde mir das vermutlich nie abgewöhnen. Es gibt daher also Phasen der Hochkonzentration und solche, in denen ich mich tagelang nicht ums Manuskript kümmere, weil ich anderes zu tun habe. Prinzipiell kann ich zwar immer schreiben, also vom kreativen Aspekt her, aber da meine Arbeitstage auch von Aufträgen und Terminen abhängig sind –

 

Ich komm nicht über den Begriff Lesenovela hinweg!

 

Ja, wieder einer dieser fiesen Gedankensprünge. Ich bitte um Verzeihung. Wenn sich so ein Gedanke im Kopf verhakt hat, blockiert er manchmal das gesamte Getriebe. Das meinte ich im Absatz zuvor mit „zündende Idee“. Ich koch mir jetzt also einen Kaffee und werfe die Waschmaschine und en Staubsaugerroboter an. Vielleicht weiß ich dann auch wieder, was ich eigentlich schreiben wollte.

 

Au revoir!

 

 

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